Glück und Wahnsinn liegen beim Bulli-Büro nah beieinander. Es existiert diese romantische Vorstellung vom Laptop im Schoß, der Rhabarbersaft-Schorle in Reichweite, während sich die Arbeit quasi von selbst erledigt. Dem kann man sich allerdings nur annähern, wenn man einige einfache aber elementare Dinge beachtet.
Wenn du Stress hast, bleib zu Hause
Unser erstes Bulli-Büro war alles andere als romantisch. Zwar war es rückblickend ein netter Ausflug an die Nordsee (Schillig), aber ich hatte Regel Nummer eins missachtet.
Zu der Zeit hatte ich nämlich ein Projekt, das sich in der Phase »Getting Shit Done« befand. Ich saß also den überwiegenden Teil des Tages im Bulli und musste arbeiten. Da stellt man sich schon irgendwann die Frage, warum man überhaupt losgefahren ist.
Wenn ich mir eine Pause gegönnt hatte, um am Strand spazieren zu gehen oder etwas zu kochen, hatte ich immer im Hinterkopf, dass ich eigentlich arbeiten sollte. Willkommen im Paradies der ortsunabhängigen Arbeit. Nicht.
Wenn du Internet brauchst, gehe nicht dorthin, wo es keins gibt
Die mangelnde Zeit für Entspannung war nicht das einzige Problem. WLAN auf Campingplätzen ist selten billig, noch seltener schnell und am aller seltensten ist es unbegrenzt verfügbar. Weder in Form von Zeit, noch in Form gleichzeitiger Benutzung durch mehrere Personen.
Dummerweise musste ich – wie sollte es anders sein – gleich mehrere Datenpakete herunterladen, die 200+ MB groß waren. Mit dem Campingplatz-WLAN war das nicht zu machen. Also habe ich mein Smartphone als Hotspot verwendet und 3x das Datenkontingent für 5€ aufladen müssen, um alle Daten zu empfangen. Der 3G-Empfang war reine Glückssache. Nach mehreren Anläufen habe ich ihn irgendwo unter der Windschutzscheibe gefunden.
Etwas, das zu Hause zwei Minuten gedauert hätte, zog sich also auf mindestens eine halbe Stunde. Erwähnte ich, dass ich etwas unter Zeitdruck stand? Keine gute Kombination.
Ein Camper kommt selten allein
Anja hatte zu dem Zeitpunkt weniger auf dem Zettel und konnte die Zeit etwas mehr genießen als ich. Sie hatte sich ausreichend Alternativbeschäftigung mitgenommen. Sie wusste ja, dass ich wenig Zeit hatte. Dennoch ist man natürlich zu zweit unterwegs und möchte auch gemeinsam etwas unternehmen.
Fazit: Pareto war kein digitaler Nomade
Was ist also die Moral von der Geschicht? Zu viel arbeiten im Bulli-Büro sollst du nicht.
Ich würde jetzt gerne die allumfassend geltende 80-20-Regel anwenden, aber Herr Pareto hatte scheinbar ortsunabhängiges Arbeiten nicht auf dem Schirm.
Meine Empfehlung für entspanntes Bulli-Büro (oder sonstige Formen des unterwegs Arbeitens mit unbekanntem Internetstatus) lautet: maximal ⅔ Arbeit. Im Idealfall mit der Option auf 50/50, falls die Umgebung einfach zu schön ist, um sie nicht intensiver kennenzulernen.
So haben wir es beispielsweise auf unserem 4-wöchigen Wintertrip auf die Kanaren gehandhabt und sind damit sehr gut gefahren – obwohl der Bulli zu Hause bleiben musste.